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Proving of Adeps boae constrictoris [Boa]
 

Introduction.

A proving conducted by Uta Santos-König, Wien, March to Dec. 1996

Given here in the original German words as full proving text.

Text.

Im Herbst des Jahres 1996, als ich gerade damit beschäftigt war, die Prüfungsprotokolle von Boa durchzulesen, fiel mir das Buch der Jung`schen Analytikerin Marie-Luise von Franz, "Der ewige Jüngling", in die Hand. Dort las ich folgende Passagen aus Saint-Exupérys "Kleinen Prinzen":

"Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald, das "Erlebte Geschichten" hieß, ein prächtiges Bild. Es stellte eine Riesenschlange dar, wie sie ein Wildtier verschlang. Hier ist eine Kopie der Zeichnung:

In dem Buch hieß es: "Die Boas verschlingen ihre Beute als Ganzes, ohne sie zu zerbeißen. Daraufhin können sie sich nicht mehr rühren und schlafen sechs Monate, um zu verdauen." Ich habe damals viel über die Abenteuer des Dschungels nachgedacht, und ich vollendete mit einem Farbstift meine erste Zeichnung. Meine Zeichnung Nr. 1. So sah sie aus:

Ich habe den großen Leuten mein Meisterstück gezeigt und sie gefragt, ob ihnen meine Zeichnung nicht Angst mache. Sie haben mir geantwortet." Warum sollen wir vor einem Hut Angst haben?"

Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar. Sie stellte eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten verdaut. Ich habe dann das Innere der Boa gezeichnet, um es den großen Leuten deutlich zu machen. Sie brauchen ja immer Erklärungen. Hier meine Zeichnung Nr. 2:

Im Kommentar dazu schreibt Marie-Luise von Franz:

"Die Boa constrictor ist offensichtlich ein Bild des Unbewußten, das das Leben erstickt und den Menschen an der Entwicklung hindert. Es ist der verschlingende und regressive Aspekt des Unbewußten, die Tendenz, nach rückwärts zu blicken, die einen ergreift, wenn man vom Unbewußten überwältigt wird. Man kann sogar sagen, daß die Boa einen Todesdrang verkörpert. Die Boa ist das Ungeheuer der Nachtmeerfahrt, aber im Gegensatz zu anderen mythologischen Parallelen kommt hier der verschluckte Held nicht wieder heraus" (1b)

"Man kann sagen, daß der Elefant die Modell-Phantasie des erwachsenen Helden ist. Diese Modellphantasie - das seelische Bild dessen, was er werden wollte - wird jedoch von der Boa verschluckt, der verschlingenden Mutter ...." (1c)

Wie kommt die arme Boa dazu, Sinnbild der verschlingenden, erstickenden Mutter zu sein? Und wenn schon für Saint-Exupéry, dann doch wohl nicht gleich als Archetypus schlechthin! Nur weil die Leiterin einer Arzneimittelprüfung synchronizitätsbewußt ist und gern psychologisiert, wird sie sich doch wohl dennoch oder gerade deshalb hüten, die Ergebnisse der Prüfung boa-artig dem obigen Bild einzuverleiben?

Derartiger Verführbarkeit bewußt, wandte ich mich den harten Fakten der Zoologie zu. Im Naturhistorischen Museum der Stadt Wien informierte mich freundlicherweise der Reptilienexperte Dr. Tiedemann. Er und der Autor des Buches "BOA CONSTRICTOR", Hubert Bosch (2), machten mich vertraut mit all dem, was Homöopathen an der Signatur der Würgeschlange interessieren könnte:

"Die gebräuchlichen Namen der Boas (Abgottschlangen der Abgottboas, Königsschlagen oder Königsboas, Kaiserboas, Emperor Boas u.a.m.) sind begründet in der Verehrung, die diesen Schlangen in den Kulturen,der Ureinwohner Amerikas und der aus Afrika in die Neue Welt verschleppten Negersklaven zuteil wurde". (2a)

"Abgottschlangen führen in Wirklichkeit ein sensibles, heimliches Leben, meist im Schutze der Dämmerung oder Nacht ........., von den Indianern verehrt und von den Reptilienliebhabern als eine der schönsten Schlangenarten bewundert und begehrt". (2b)

"Die bisher ältesten Fossilien, auf die sich die Riesenschlangen berufen können reichen "nur" hinunter ins Alttertiär, wobei die heute am weitesten verbreiteten Sandboas (Erycinae) die "besten" Zeugnisse vorweisen und auf ca 65 Millionen Jahre zurückblicken können". (2c)

Eine lange Wirbelsäule mit unzähligen Wirbelkörpern und Rippenpaaren durchzieht den zwei bis drei Meter langen Körper einer erwachsenen Riesenschlange. Als ungiftige Schlangen erbeuten sie ihre Futtertiere durch schnelles Umwinden und kraftvolles Zusammenziehen ihrer muskulösen Körper, so daß der Blutkreislauf und die Lungenfunktion der Beutetiere blitzschnell unterbrochen werden und der Tod eintritt.

Nach einem nächtlichen Jagdausflug folgen oft mehrere Tage anhaltende Ruhephasen. Auffallend ist dabei, daß Boas im Gegensatz zu Giftschlangen ihre Körpertemperatur relativ konstant halten können, sodaß sie jederzeit warm und beweglich genug sind, vorbeikommende Lebendnahrung zu ergreifen. Sie gelten als zahm und friedlich und entsprechen so keineswegs den grimmigen Bildern von würgenden Ungeheuern, die Aberglauben und Geschichten gerne zeichnen.

"Die dominanten Sinne dürften bei den Abgottschlangen der Geruchssinn und der "Wärmesinn" sein. Sie sind entscheidend bei der Nahrungs- und Partnersuche überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere. Dabei funktioniert aber ein spezielles Organ am Gaumendach (Jacobson´sches Organ), dem Duftstoffe über das Züngeln zugeführt werden, als ein "Riechdetektor" mit extrem hohem Auflösungsvermögen bis hinein in den Bereich einzelner Moleküle! - Schlangen können deshalb wahrscheinlich noch viel exakter als Hunde den Duftspuren ihrer Beutetiere folgen.

Noch schwerer erfaßbar für uns ist der "Wärmesinn" dieser ekothermen Tiere mit ihren sogenannten Infrarotorganen zum Sehen von "Wärmebildern" .... Die Sinnesleistungen der Abgottschlangen spielen sich demnach in für uns unzugänglichen Sphären ab: Sie fangen mit der Zunge Duftmoleküle, riechen mit einem Spezialorgan am Gaumendach, "sehen" Wärme und "hören" Erschütterungen des Bodens". (2d)

Für Laien überraschend auch die Fortpflanzungsgewohnheiten:

"...Abgottschlangen in Kopulationen vereint sind, die von wenigstens einer Stunde bis über zehn Stunden andauern können ....(es) tritt ziemlich genau zwei Monate nach sogenannten "Initialkopulation" hinter dem Magen (also kurz hinter der Körpermitte) der Boa-Weibchen eine merkwürdige, kurzzeitige lokale Umfangsvermehrung auf, die als Resultat einer "Ovulation" ... gedeutet wird ... Vereinfacht läßt sich sagen, daß bei Abgottschlangen sechs Monate nach der "Initialpaarung" die Jungtiere geboren werden. Die Embryonalentwicklung in den Eihäuten nimmt dabei "nur" vier Monate in Anspruch ..... Die "schlüpffertigen" Abgottschlangen verlassen die Eihäute meist erst kurz vor, manchmal aber auch während oder auch erst nach dem Geburtsvorgang. Dieser entspricht eigentlich "nur" einer Ablage von im Körper des Muttertieres ausgebrüteten Eiern". (2e ff)

Nach dieser - einer Riesenschlange würdigen - langen Einleitung nun zur eigentlichen homöopathischen Arzneiprüfung:

Aus einer Reihe teils von mir vorgeschlagenen, noch ungeprüften, teils von Mag. Robert Müntz, Eisenstadt, auf seinen Expeditionen nach Mittel- und Südamerika mitgebrachten "Rohstoffen", wurde eine Arznei ausgewählt und doppel-blind als C12 von zehn Prüfern über einen Zeitraum von zwei Wochen oder bis zum Auftreten von sehr unangenehmen Symptomen einmal täglich eingenommen.

Sieben der PrüferInnen waren Frauen, drei Männer. Ein ausführlicher Anamnesebogen und zwei Wochen Vorprotokoll dienten als Vergleichsdaten zum Prüfungsprotokoll.

Im Folgenden die Symptome der einzelnen PrüferInnen, chronologisch geordnet:

C. P., weiblich

1. Tag: leichte ziehende Kopfschmerzen und Zahnschmerzen rechts

unruhig

Trockenheit im Mund, Verlangen nach BIER

Freßanfälle: BROT, SENF (immer gerne aber nie so intensiv)

will nicht zu den Mahlzeiten essen sondern davor, weil sie das Gefühl hat zu kurz zu kommen

2. Tag: starke Zahnschmerzen rechts, Ohrenschmerzen rechts,

strahlt bis zum Auge aus

Entzündungen am rechte Gehörgang

Gefühl der Taubheit der rechten Gesichtshälfte, als ob sie nicht dazugehören würde

Verlangen: BIER, schwarzer Tee, Brot mit BUTTER und SENF

Gefühl verfolgt zu werden beim Autofahren mit Zittern am ganzen Körper

explosive Stimmung, Abneigung gegen Sex

3. Tag: Arznei abgesetzt wegen der starken Reaktion

Ohrenschmerzen und Zahnschmerzen ziehen rechts, beginnende Ohrenschmerzen auch links, Bauchkrämpfe, Jucken im Vaginalbereich

diktatorisch, Verlangen nach Ruhe, sehr müde

Freßanfälle: BIER, SCHWARZTEE, BROT

Abneigung dagegen, ihre Pflichten zu erfüllen,

hat an allem etwas auszusetzen (stärker als sonst)

4. Tag. ohne Arznei

leichtes Ziehen rechts und links in Ohren und Zähnen

Bauchschmerzen

sehr gereizt, aber auch sehr verzweifelt, Gefühl zu versagen

suizidale Gedanken, will irdendwo hinunterspringen

Verlangen nach BIER, Abneigung gegen Sex

Trockenheit im Mund

5. Tag: keine Zahnschmerzen oder Ohrenschmerzen mehr

Gefühl, als ob sie in der Dunkelheit verfolgt würde, große Angst dabei

aufbrausend, möchte alles bestimmen

6. Tag: Bauchschmerzen

7. Tag: erstmals wieder Arzneieinnahme

leichte Kopfschmerzen an der Stirn, ziehen, wie am allerersten Tag

Verlangen nach Schwarztee, Brot, Bier, Wein

Trockenheit im Mund (trinkt aber nicht mehr als sonst)

8. Tag. leichte Kopfschmerzen, Bauchschmerzen,

aufbrausend

ißt viel zwischendurch, will keine geregelte Mahlzeiten

9. Tag: Kopfschmerzen, ziehende Bauchschmerzen

um 22 Uhr 30 starke Ohrenschmerzen rechts

Trockenheit im Mund, nörglerisch

ißt nur zwischendurch: BIER, BROT, SENF, SCHWARZTEE

10.Tag:Trockenheit im Mund, leichter Durchfall

am Vormittag starke, stechende ziehende Ohrenschmerzen rechts auch am

rechten Auge und rechten Oberkiefer

Wange wie taub, als ob die rechte Gesichtshälfte nicht vorhanden wäre

(auch bei starkem Druck bleibt dieses Gefühl) "gehört nicht zu mir"

Taubheit läßt am Abend nach, Augenschmerzen verschwinden gegen Abend,

Ohrenschmerzen werden abends stärker,

Schwindel und Leere im Kopf (kann nicht Autofahren)

traurig (nicht aggressiv), Gefühl verfolgt zu werden (schlimmer am Abend)

von wem? "von einem Mann mit einem Messer"

Gefühl zu versagen

11.Tag: keine Arznei

Ohrenschmerzen rechts schlimmer gegen 22 Uhr

gereizt, aufbrausend

Verfolgungsangst, als ob sie ständig beobachtet werden würde

Verlangen nach Alkohol (Wein, Bier)

12.Tag: keine Arznei

Ohrenschmerzen rechts, schlimmer abendes

verzweifelt, sieht Schatten

suizidale Gedanken: zu springen, sich vor den Zug zu werfen

Hoffnungslosigkeit

Weinkrampf am Nachmittag wirkt erlösend, danach ruhig

13.Tag: keine Arznei

Ohrenschmerzen rechts, leichte Bauchschmerzen

fühlt sich wie erlöst und ruhig

während der gesamten Prüfungszeit starkes Kältegefühl und Müdigkeit

eine vor der Prüfung drei Wochen lang vorhandene ganztägige Übelkeit war während der Prüfung verschwunden und kehrte nach der Prüfung wieder;

zum Taubheitsgefühl: als ob sie nur mit dem linken Auge schauen würde, rechte Gesichtshälfte wie abgeschnitten, aber nicht beängstigend.

L. B. männlich

1. Tag: sehr unruhiger Schlaf (wie sonst nie)

2. Tag: um 6 Uhr 45 Minuten lang anhaltende heftige Erektion

unruhiger Schlaf

9 Uhr 30 plötzlicher Stuhldrang, Durchfall, wässrig, graugelb mit braunen Stücken, dabei leichtes Brennen um den After

23 Uhr - 5 Minuten nach Einnahme der Arznei starke Flatulenz, durch Blähungsabgang gebessert

3. und 4. Tag unauffällig

5. Tag: heftiger Stuhldrang, gußartiger, brauner, wässriger Stuhl,

Stuhl und After brennen wie Feuer, "als ob der Stuhl heiße Kohle wäre",

warmes Fußbad bessert

6. Tag: 16 Uhr - 5 Minuten lang Schmerzen im rechten M.Pect.Major) über der rechten Axilla), krampfartig zuckend

um Mitternacht ziehende Schmerzen rechte Leistenbeuge, strahlt über rechten

Oberschenkel zur Mitte des rechten Schienbeins aus, konzentriert sich auf

einen Punkt am Schienbein als bohrender Schmerz

7. Tag bis 11. Tag unauffällig

12. Tag: äußerst müde zwischen 18 und 20 Uhr

Stimmung war während der zwei Wochen gedämpft, weniger Lust zu sprechen als sonst, nicht so gerne in Gesellschaft

hat während AMP Kaffee getrunken

I. M. weiblich

1. Tag: unauffällig

2. Tag: linker Unterkiefer juckt und schmerzt

3. Tag: Zähne jucken, müde, Kopfweh im Hinterkopf

4. Tag: tagsüber müde, gegen Abend viel Energie, steht am Morgen leicht auf, sehr gut gelaunt, zwei Rhagaden rechts im Mundwinkel

6. Tag: keine Lust aufzuräumen (ungewöhnlich)

7. Tag: ungewöhnlich früh und leicht aufgestanden, fühlt keinen Streß, obwohl sie viel zu tun hat; ist verletzend und frech ohne zu wissen warum, "meine dunkelsten Seiten kommen heraus, bin zu jedem böse, ungeduldig, dabei aber sehr starkes Selbstbewußtsein"

8. Tag. Kopfschmerzen an rechter Hinterkopfseite, drückend, unkonzentriert,

kann schlecht (spät) einschlafen

weniger Schweiß als sonst, Achselschweiß riecht nach "Maggie"

10.Tag: bleibe lange auf und werde sehr lustig

Ohrenstechen links mit Druckschmerz in der Früh, dann verschwindet er

11.Tag: in der Früh Ziehen und Druck hinter dem linken Ohr

Drücken, Jucken und Schmerzen der letzten Backenzähne (Seite?)

Blässe, kalte Hände, Fieber

12.Tag: Ohrenstechen links

kann Wörter, die sie gerade sagen wollte, nicht aussprechen, oder sie sagt sie falsch, unkonzentriert, zu faul

13.Tag: seit drei Tagen hellbrauner, harter Kot

Ohrenstechen links am Vormittag

am Abend Kopfschmerzen

14.Tag: Ohrenschmerz stechend und juckend, links besonders beim Kauen

16.Tag: seit zwei Tagen keine Arznei mehr

trinke viel Wasser, ausgeglichen und lustig

die Eltern meinten, jetzt bekäme sie wieder ihre schönen, klaren, großen Augen; die seien in letzter Zeit so klein und aggressiv gewesen, daß jeder

Angst gehabt habe, ihr näher zu kommen, da man fürchtete gefressen

zu werden

M. G. männlich

1. Tag: -------

2. Tag: Mundtrockenheit in der Nacht, eigenartig warmes Übelkeitsgefühl

vor den Mahlzeiten mit Drang zu essen;

Stuhl ungewöhnlich übelriechend

8. Tag: das chronische Ekzem hinter dem rechten Ohr ist deutlich kleiner geworden

Schnupfen: Sekret weißlich, mild, verlegt die Nase

10.Tag: gereizt, grantig

wieder Übelkeit mit Drang zu essen

viermal imperativer Stuhldrang, Stuhl ist weich und hellbraun, mühsam abzusetzen

11. und 12. Tag: Übelkeit und Stuhl wie am 10. Tag

Ekzem hinter dem rechten Ohr ist vollständig abgeheilt

Stuhlentleerungen unvollständig

drei Tage nach Ende der AMP tritt ein chronisches blutiges Nasensekret wieder auf, das während der Arzneieinnahmezeit weg war.

J. H. männlich

1. Tag: leicht verstopfte Nase, alles sitzt sehr weit oben, manchmal fließt übelriechendes Sekret nach hinten in den Rachen

sehr müde

2. Tag: sehr müde, verliere beim Sprechen den Faden, weiß plötzlich nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte, oder was ich gerade gesagt habe;

im Rachen leicht blutiger Geschmack des Sekretes, das von der Nase hinabrinnt

3. Tag: sehr müde

um 15 Uhr 45 wässriger Durchfall, davor zwei Stunden Bauchkrämpfe mit stark

aufgetriebenem Bauch, leichte Besserung erst nach Abgang von Winden am Abend völlige Erschöpfung, bin um 20 Uhr beim Lesen eingeschlafen

4. Tag: um 5 Uhr 45 wegen des Kindes aufgestanden mit Kopfschmerzen, als ob

ich am Tag davor zuviel getrunken hätte, dann bis 8 Uhr 30 weitergeschlafen, anschließend drückender Kopfschmerz über beide Ohren

tagsüber Besserung und Leistungssteigerung

5. Tag. Gefühl als seien meine Lippen blutig

bin allgemein eher ungehalten und aufmüpfig meiner Frau gegenüber, mit den

Kindern etwas weniger geduldig als sonst

7. Tag: gelblich, zäher Schleim, der die hintere Rachenwand hinunterfließt und nach

Blut schmeckt

8. Tag: sehr müde, muß mich zu allem überwinden, sehe schlecht vor Müdigkeit

9. Tag: Kopfschmerz an der Stirn, stechend, sehr zugluftempflindlich (vor allem gegen kalten Wind auf der Stirn), gelb-grüner Schleim im Rachen

10.Tag: sehr müde, muß mich zum Denken zwingen,

habe ständig das Gefühl, als müsse ich meine Gedanken zusammenhalten

(vor allem am Vormittag), bin froh, daß ich mit niemandem reden muß

H. M. weiblich

während der gesamten Prüfungszeit kaum Schlafbedürfnis, ist einmal sogar die ganze Nacht lang wach

sonst keinerlei körperliche Symptome, allerdings:

"ich war an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils ohne Zahlschein in der

Bank, vergaß und verwechselte ständig irgendetwas,

erstmals in meinem Leben war ich sogar einmal mit zwei verschiedenen Schuhen unterwegs"

völlige Verwirrung

vergißt auch, das Prüfungsprotokoll abzugeben

M. Sch. weiblich

1. Tag: ziehende Schmerzen beim rechten Ohr in den Hals ausstrahlend

von Mittag bis Abend

kein Hungergefühl!

sehr gut gelaunt trotz Enttäuschung (Absage einer Verabredung)

2. Tag: Ohrenschmerzen rechts, eher Knochenschmerz nach hinten ziehend,

geht dann auf links über

sehr gut gelaunt

7. Tag: nächtliche Halsschmerzen, stark und stechend, links

8. Tag: sehr gute Laune

nächtliche Halsschmerzen links

A. St. weiblich

4. Tag: reichlich, gelblicher, geruchloser Ausfluß

8. Tag: trotz reichlichen Weinkonsums nicht müde

9. Tag: den ganzen Tag gut drauf, die übliche Mittagsmüdigkeit heute nicht aufgetreten

21.Tag: Mentruation (nach 26 Tagen) völlig beschwerdefrei auch ohne prämenstruelle Vorzeichen (sonst vorher "geladen", Ziehen in den Brüsten) bin in letzter Zeit

ausgeglichen, kann diverse Probleme gut lösen, habe viel Geduld mit den

Kindern

(19.Tage Arznei geprüft)

E. R. weiblich

keine körperlichen Symptome (14 Tage Arznei geprüft)

 

 

Zusammenfassung.

Auffallend an dieser Arzneiprüfung waren nicht nur die von den Prüfern gewissenhaft festgehaltenen Symptome, auffallend war auch "das Feld", in das hinein die Einnahme der Arznei fiel, oder das die Arznei um sich herum seltsame Begleiterscheinungen "erschuf":

Keine meiner bisher erlebten oder begleiteten Prüfungen zog sich dermaßen in die Länge. Aus den verschiedensten Gründen mußten oder wollten einzelne Prüfer die Arzneieinnahme immer wieder verschieben, so daß das letzte Protokoll erst am 30.11. abgegeben wurden.

Mag. Müntz, der Hersteller der Arznei, schrieb in einem Begleitbrief zur Arznei:
"Einige Hinweise zur Arznei:
Auffallende Parallelen zu Pyrarara hat das Fett der Würgeschlange ANAKONDA hinsichtlich seiner heutigen Anwendung durch die Einheimischen bei der Wundbehandlung: Bei der Behandlung schlecht heilender Wunden wird die Masse von den Eingeborenen dick auf die Haut aufgebracht und mit einem Tuch abgedeckt. Die Herstellung dieser für die Homöopathie noch unbekannten Arznei erfolgte wie bei Pyrarara durch C3-Handverreibung. Das Fett erhielt ich von einem Indio, der eine Woche zuvor ein Anakonda-Muttertier mit über 30 Jungtieren im Bauch gefangen hatte. Im Temperaturbereich des Regenwaldes von 28-35 Grad C ist das Fett der Anakonda ein Gemisch einer gelben Flüssigkeit und einem butterartigen Bodensatz. Erwärmt man das Fett auf etwa 45 Grad C, geht es in eine intensive dunkelgelbe, klare Flüssigkeit mit schwach tranigem Geruch über."

Kurze Zeit später erhielt ich eine zweite Nachricht von Mag. Müntz, in der er die wahre Identität des potenzierten Schlangenfettes als das einer Boa Constrictor richtigstellte. Es hatte diesbezüglich Verwirrung gegeben, die jedoch aufgrund der Fotos hatte beseitigt werden können.

Für 20. Dezember hatten wir unsere Abschlußbesprechnung mit allen Prüfern geplant. Eine Prüferin war inzwischen nach England übersiedelt; weder ihre Symptome noch ihre Träume konnten daher besprochen werden.

Am 19. Dezember rief mich meine Kollegin an, die es übernommen hatte, mit einem Teil der Probanden die dem Gruppentreffen vorausgehenden Einzelbesprechungen durchzuführen und teilte mir sehr verwirrt und schuldbewußt mit, daß sie dies völlig vergessen hatte, auch niemanden vom Termin der Gruppenbesprechung informiert hatte. Meine Kollegin ist mir seit 14 Jahren als äußerst verläßliche und gewissenhafte Frau vertraut. Ich selbst halte mich auch für einigermaßen verläßlich, und auch ich habe einfach vergessen, einen Probanden zu verständigen.

Als wir uns schließlich am 20. Dezember trafen und versuchten - jeder für sich - die Stimmung einzufangen, die wir während der Prüfungszeit erlebt hatten, so waren wir und dreier Qualitäten sehr einig: Verwirrung, Verwechslung, Vergessen - ("Verzetteln")

Dieser Qualität des "Verzettelns" bewußt fand ich eine unterwartete - wenn auch etwas anders gemeinte - Bestätigung in der Bibliothek des Museums für Völkerkunde, wo ich bei den alten Mayas nach Boa constrictor suchte und auf jeder ersten Seite der Nachschlagwerke der Vermerk "verzettelt" stand.

 

BOA - TRÄUME

Ich bin mit M in einem Kaffeehaus, komisches Lokal, verraucht, etwas schnuddelig, einige Spielautomaten stehen herum, kann mich nicht an andere Gäste erinnern, meine Mutter kommt etwas später mit meiner Schwester, wir verlassen alle gemeinsam das Lokal, es war meiner Mutter zu "verrucht" (C.P.) (erster Traum nach BOA)

M. und Mutter stehen für "Reinheit", die Träumerin und ihre Schwester für das "Verruchte". Der Mutteranteil ,ihr "sauberer" Teil setzt sich durch, aber C.P.ist darüber nicht glücklich, ist verärgert, will nicht "schön brav" sein.

 

Ich träumte von einer farbigen Frau in einem Lokal, sie tanzte, stellte ihren schönen Körper zur Schau (C.P.)zweiter Traum von BOA)

Wieder spielt der Traum in einem Lokal, einem öffentlichen Ort. Das Tanzen der farbigen Frau wird mit "Kraft, Schönheit, Selbstbewußtsein" assoziiert

 

Ich befinde mich in einem großen Zimmer, ich muß es verlassen, jemand verfolgt mich, hetze durch Gänge und Räume, J und M (ihre Kinder) tauchen auf, ich muß sie retten, da jeder eliminiert wird, der afrikanischen Einschlag aufweist. Warum gerade J und M? Ich kann sie retten. (C.P.) (dritter Traum nach BOA)

Das noch junge, "kraftvolle, schöne, stolze, selbstbewußte" (Assoziation zu: Schwarze) ist gefährdet. Die Verfolger sind "komische Männer", - ein nicht näher faßbarer Animusanteil, der obenangeführte Qualitäten eliminieren will.

 

Treffe meine Verwandten, viele Leute. Sie reden davon, daß mein Vater schon tot ist, obwohl die Meldung noch nicht bestätigt ist. Er hatte Krebs und andere Krankheiten. Habe ihn jahrelang nicht gesehen, stelle mir vor, wie abgemagert er sein muß. Dann bin ich auf der Fahrt zu seinem Begräbnis in einer überfüllten U-Bahnstation. Bin froh, dort einige Verandte zu sehen, weil ich gar nicht weiß, wo und wann das Begräbnis stattfinden soll. Ich denke, es ist wichtig, mir ständig den Satz vorzusagen: "Er war ein guter Vater". Bin mir aber nicht ganz sicher, ob das wirklich sinnvoll ist. (H.M.)

Bin auf dem Heuboden bzw. Getreidespeicherplatz des Bauernhofes meiner Großeltern. Ich denke, ich soll dort oben nicht als Ärztin arbeiten, weil diese Räume meinem Vater gehören und labil sind, die Wände würden einstürzen. Ich soll meinen Arbeitsplatz verlegen in die Bauernstube, dort in die Ecke, wo mein Großvater am Sofa immer seinen Mittagsschlaf gehalten hat, und wo er gestorben ist. (H.M.)

Liege im Bett gemeinsam mit meinem Vater und meiner Schwester. Es stört mich, daß mein Vater hier liegt, es stört mich, daß er nicht bei seiner Frau schlafen will. Ich suche im Haus herum und schaue auf die Baupläne, ob es nicht irgendwo ein Zimmer für mich alleine gibt, aber ich kann keines finden.

Im Schlafzimmer liegt meine Mutter, sie schaut weg von mir. Plötzlich kommt U., sie kriecht in das Nachthemd meiner Mutter, sodaß beide in einem Hemd stecken und lacht ganz unbefangen. Ich habe eine große Abneigung gegen meine Mutter und mag keinen Schritt näherkommen. Ich denke, U. ist ganz anders als sie, und sie hat eine ganz andere Vorgeschichte, sonst könnte sie meiner Mutter nicht so unbefangen begegenen. (H.M.)

Bin im Neuen Institutsgebäude der Universität irgendwo in einem der oberen Stockwerke, ich kann mich nicht orientieren und irre durch die Räume, obwohl meine Eltern und Schwester und einige Verwandte hier auch zu wohnen scheinen. Unten auf der Straße ist das Auto geparkt, das ich von meinem Vater geerbt habe. Ich weiß, daß im Kofferraum ein erstochenes Wesen liegt, es ist unklar, ob es sich um einen Menschen handelt. Mir graut, hinunterzugehen und nachzusehen. Ich weiß, ich sollte es tun. Meine Mutter sollte mitgehen, aber sie ist bald verschwunden. Ich suche ein Stiegenhaus, das hinunterführt. Irgendwo taucht der Satz auf: "Stammt der Mörder aus der Familie?" (H.M.)

Auffallend für H.M. war, daß sie von ihrem Vater träumte. Sie erinnerte sich nicht, je davor von ihm geträumt zu haben. Er war für sie sehr wichtig gewesen, der einzige, der sich für sie interessiert hatte. Sie hatte sich sehr bemüht, sich nach ihm zu richten. H.M. hat sich für ihn verantwortlich gefühlt und die Rolle der Mutter übernommen. Den Vater beschreibt sie als zerrissen, leidenschaftlich, sozial engagiert, sadistisch, kontaktarm, depressiv.

Bei seinem Tod vor 10 Jahren hatte sie kaum mehr etwas gefühlt außer Distanz. Die Boa-Vaterträume scheinen zu warnen, sich im "väterlichen" Bereich niederzulassen. Der Raum, der Bereich, der dem inneren Vater gehört, ist labil "die Wände würden einstürzen". Auch ist dieser Vateraspekt zu nah, nicht dort wo er hingehört, an der Seite seiner Frau, - so nah, daß es "kein Zimmer für mich allein gibt", keinen Raum für das Eigene.

Im Kofferraum des vom Vater geerbten Auto liegt eine Leiche. Auch hier ist das Unterwegssein im Väterlichen belastet. "Mir graut hinunterzugehen und nachzusehen. Ich weiß, ich sollte es tun".

Wie sich einige Monate später herausstellte hatte die Prüferin (Brust)Krebs (wie der Vater).

Während der AMP hat sich somit das Unbewußte der Prüferin warnend gemeldet und bewußt gemacht, daß es etwas gibt, dem die Prüferin - trotz Grauens - besser nachgehen sollte.

 

Eine junge Frau kommt zur Behandlung - viele rote juckende Tupfen im Gesicht. Sie ist mißtrauisch, hat soeben eine Cellulitebehandlung (teuer) hinter sich gebracht, die nicht geholfen hat, sie zeigt mit ihre Oberschenkel, ich sehe, daß ihr ganzer Körper voll ist mit dem Ausschlag.

Sie ist eine von zwei Töchtern, die Eltern verwöhnen sie, sie ist sehr fordernd. Eine Schachtel mit kleinen Schokoladen für Kinder ist da, meine Kollegin gibt einer alten Frau eine kleine Schokolade, die junge Patientin verlangt gleich mehrere. (U.S.)

In "Cellulite" kommt die Signatur der Arznei , das FETT der Boa, zum Ausdruck. Mißtrauen, Gier, Egozentrik, fordernde Haltung einer verwöhnten TOCHTER (der Traum betont das Töchterliche, Uneigenständige.)

 

Großes Kaufhaus/Opernpassage-ähnlich, viele Menschen gehen lange Gänge entlang, ich will zu einer Esoterikvorführung - gehe Schilder entlang, komme in einem großen Hörsaal mit endlosen Reihen, es stehen schon etliche Bekannte, Freunde und Kollegen da - auf der Bühne treten viele Schauspieler auf um sich vorzustellen (ewiges Kommen und Gehen), auch sehr alte Männer und Sandler fallen mir auf - der Bühnenboden ist wie ein Hügel aufwärts steil und überhaupt uneben und hellweiß. Richtung Reihen gibt es einen tiefen Abgrund - ich habe jedesmal Angst, wenn jugendliche Schauspieler (Kinder) da vorbeigehen, daß sie abstürzen. (D, 2. Tag)

Absturzgefahr auf steilem, unebenem, hellweißem Bühnenboden einer Esoterikvorführung.

Es geht nicht um das wirkliche Leben, sondern um Schauspiel. Das Hellweiße,Reine unterstreicht die Distanz zur bunten, oder schwarz-weißen, jedenfalls nicht nur hellweißen Wirklichkeit irdischen Lebens.

 

Firmungskinder in weißen, langen Kleidern mit vielen Knöpfen pilgern durch die Straßen zu einer Kirche. (D. 2. Tag)

Firmung als Bestärkung der Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft; das Weiß der langen Kleider wiederum ein Symbol der Reinheit (des Geistes?).

 

Spitalsszene, Nachtdienst, putze mir die Zähne auf der Station, eine Schwester borgt mir einen "Zahnpastaersatz" (D. 2. Tag)

Das Reinigen der ohnehin weißen (!) Zähne steht betont im Gegensatz zum Dienst in dunkler Nacht. Diesmal ist der Aspekt der Dunkelheit als zweiter Pol des Gegensatzpaares dunkel- hell mit dabei.

 

Großes leeres Zimmer mit Parkettboden, der gereinigt werden soll, es liegt aber eine dicke, federartige, hellweiße Staubschicht drauf. Fenster geöffnet, der Wind bewegt weiße Vorhänge und wirbelt auch den Staub auf, der wie Blütenpollen aussieht.

(Ärger wegen Schmutz, aber trotzdem Wohlbefinden, weil der sich bewegende Staub zu schön aussieht) (D. 3. Tag)

Das reine Weiße wird zum schmutzigen Weißen, die Pole vermischen sich, von außen dringt eine Dynamik ein, die "Staub aufwirbelt" - zum Wohlbefinden der Träumerin.

 

Großes Haus, Fest, will mit etwas Breitem (Rollstuhl) bei der Terassentür vergeblich hinein, Nachhauseweg dunkel, breite Straße voll Schlamm und Matsch, mit meinen dünnen Schuhen versinke ich immer wieder; Autos mit grellen weißen Scheinwerfern fahren vorbei und spritzen mich an, ich kehre um und suche verzweifelt nach einer Bushaltestelle, finde sie nicht, bei einem Schulgebäude bleibe ich stehen und warte (D.3 Tag)

Der andere Pol - das Dunkle - ;Versinken in Schlamm; Das Grell-Weiße erhellt mich nicht, sondern verdunkelt, bespritzt mich noch mehr. War im vorhergehenden Traum im Bild des Staubes, also des an und für sich Schmutzigen das ästhetisch Schöne, das Weiße enthalten, so ist jetzt das Grell-Weiße verknüpft mit Beschmutzung.

 

Viele Ärzte stehen um mich herum, ich bin fehlerhaft angezogen (alle weiß, ich grün mit kaputten Handschuhen ohne Maske), sie zweifeln mit Worten und mit Gesten an meinen Kenntnissen, finden, ich bin nicht steril genug gewaschen, stehe im OP; bevor ich anfangen soll, sehe ich einen irgendwie frisch Operierten und frage mich, ob das alles einen Sinn hat.

(Gefühl, nicht anerkannt zu werden, ausgeschlossen, verachtet, lächerlich, Hilflosigkeit) (D. 5. Tag)

Weiß steht hier für "Richtig" - im definierten Kontext der herumstehenden Ärzte - denn an und für sich ist es "richtig" im OP grün angezogen zu sein.Relativität von "richtig" und "falsch", von "weiß" und "nicht-weiß"; weil ich nicht steril genug, nicht sauber genug, nicht weiß genug bin, werde ich nicht anerkannt.Die Farbe "weiß" - das Äußerliche - wird von den Ärzten gleichgesetzt mit dem "weiß" des Wissens; wer weiß ist, der weiß - doch das Eigentliche, die Operation, scheint schon stattgefunden zu haben, unabhängig von Diskussionen über Form und Inhalt.

 

Ich muß verschlafen haben, denn es ist halb zehn und die Kinder sind noch zu Hause, ich will ihnen Entschuldigungen für die Schule schreiben und schaffe es irgendwie nicht, immer sind Fehler dabei und ich fange nocheinmal an. Endlich habe ich die für D.(Sohn) fertig, die für A.(Tochter) wird furchtbar geschmiert. Dann muß ich die Hunde irgendwo hinbringen, am anderen Ende der Stadt. Ich fahre mit dem Autobus und weiß, daß ich sowieso zu spät komme. Es regt mich nicht sonderlich auf, obwohl ich sonst zur Überpünktlichkeit neige. (E. 13. Tag)

vertrödeln, verzetteln, Fehler machen..

 

Ich richte für die Kinder Jausen her und ärgere mich, daß die Kinder schon wieder trödeln und es schon spät ist. Es findet eine Gesprächsrunde statt über Patienten im terminalen Krebsstadium und über Schmerztherapie, bzw. wie diese Leute möglichst lange ihr normales Leben führen können. Ich sage, daß es solche Patienten durchaus gibt, worauf mir erwidert wird, daß von denen keiner in der gestrigen Fernsehsendung war. (E. 18. Tag)

 

Ich befinde mich in der evangelischen Kirche in Melk. Wider die Wirklichkeit ist diese Kirche aufgebaut wie ein Hörsaal, d.h. der Altar ist unten, und es führen Stufen hinaus zu den Sitzbänken. Aus nicht sicher bekanntem Grund gehe ich hinunter zum Altar. Dort stelle ich fest, daß zwischen Altarniveau und erster Stufe ein handbreiter Spalt ist. Ich wundere mich, daß Pfarrer B. (der evang. Pfarrer) dies noch nicht bemerkt und verändert hat. Ich führe dies auf seine transzendente Verklärtheit zurück (F. 2. Tag)

Der Spalt erinnert an den "tiefen Abgrund Richtung Reihen"(D,2.Tag), ein Bruch, eine Kluft zwischen der Esoterikvorführung (D, 2.Tag) und dem Altarteil einerseits und den Hörsaalteilen anderseits.

 

Schöner Traum, von Baumalleestraßen, teils noch hoher Schnee, aber es wurde Herbst, ich lag mit meinem Gesicht auf Herbstblättern in wunderschönen Rostfarben, auch Orange und mich wunderte es, daß die Blätter so glatt am Boden gepreßt waren. Es war so schön und roch intensiv nach Erde und Herbst. Ich bemerkte, daß mir noch nie aufgefallen war, wie schön der Herbst eigentlich ist (noch dazu, wo ich oft von Schnee träume) (F. 2. Tag)

von zwei Leuten, die ich flüchtig kenne, wo der Ehemann der Frau nie sagt, wo er nun hingeht, da die Frau ihn mal betrogen hatte;sie war sehr traurig und verzweifelt, da sie immer wissen wollte, wo er hinging,und was er tat. Nur wenn sie brav war, sagte er es ihr.   (F. 5. Tag)

 

Träume, daß wieder Herbst ist, die Wiesen in braunen und orangenen Tönen, und ich galoppierte über lange Wiesen. Bei vielen Freunden fanden Veränderungen statt; z. B. Haus innen neu ausbauen ..... . Ich wunderte mich, da es teils Bekannte waren, die sehr faul geworden waren. (F. 9. Tag)

 

Träumte, daß jemand Menschen quälte, es war aber so, daß es allgemein als Weltalltag dargestellt war. Ich rannte auf einen Wiesenhügel und dachte, das halte ich nicht aus, und ich schrie einen langen Urschrei; und weil es so angenehmen war gleich nochmals, dann gings mir besser; aber viele Leute rannten zu mir und glaubten, es wäre etwas passiert, ich drehte mich um und meinte, ihr merkt ja sowieso nicht, was passiert, verschwand durch eine Tür mit einem langen Gang und hinter diesem Gang war ein wundervoller fruchtiger Garten mit vielen netten Personen, ein paar von ihnen waren sogar meine Freunde. (F. 11. Tag)

 

Eine Frau in Leggins und mit Pickel und mit fettigem Haar (aber gescheit und so auf Geschäftsleute aus) erzählte mir, sie hat sich nun ein Taufkleid für ihre Geburt gekauft. Sie zog es schnell über und sah irre toll aus. Es war ein Stretchkleid mit Rückendecolltee und Beinschlitz und riesengroßen Spitzenkragen, in weiß, wie eine Schmetteringsfee. (F. 15. Tag)

es scheint, als wäre das Taufkleid die Neu-Geburt von verführericher Weiblichkeit und zarter schmetterlingshafter Erotik einer vormals eher ungepflegten,berechnenden Frau.

 

Traum von einem schrecklich aussehenden Mann, der Grimassen schneidet und mich mit einem Holzprügel bedroht. (G. 1. Tag)

 

Fasching: ich bin mit drei Schichten angezogen: zwei Hemden (ein oranges, ein weißes) zwei Röcke (ein beiger, ein oranger) dicke Socken. Ich gehe in ein Lokal - alle haben etwas Grau-blau-gestreiftes an - viele schwarzhaarige Männer mit Gel im Haar. (H. 1. Tag)

wieder ein Farbengegensatz; mehrfache Verkleidung, ritualisierte Täuschung - Fasching.

Meines ist hell - das der anderen dunkel.

 

wir spielen ein Spiel, wo es ums Essen geht (H. 1. Tag)

 

ich will mich schminken - steh vor dem Spiegel und schau ganz anders aus, kleinere Augen, kaum Augenbrauen (ich habe dichte) so verschwollene Augen. Der Schminkstift zerrinnt. (H. 1. Tag)

 

Mit meiner Schwester G auf einer Filmaufnahme - meine Schwester macht Akrobatik. Der Schauspieler ist König. Es gibt Prinzessin und Mutter der Prinzessin. Der Palast kann explodieren. (H. 2. Tag)

Die Träume von H. drehen sich um Verkleidung und Spiel, wobei das Spiel gefährlich werden könnte, Explosionsgefahr...

 

Irgendwas in einem Lokal in der Nacht - meine Schwester plaudert mit einem Mann - sie hat ein kurzes, dunkelblaues Kleid an. Sie geht nachher auf die Uni. Sie hat dort gefrühstückt. Ich denke, ich möchte auch so ein Kleid. (H. 2. Tag)

Dieser Traum erinnert an den ersten Traum von C.P. das Lokal, die Schwester...

Die Schwester wird beneidet. Vielleicht ist sie in ihrem kurzen, dunkelblauen Kleid die Nichtbrave?

 

Viel vom Essen geträumt; in der Klasse Schokolade hin und hergeschmissen, darum gebalgt. (H. 3. Tag)

 

 

Fallberichte:

Sibille, 27 Jahre (Name geändert)

eine sehr zarte, hübsche Lehrerin,

kommt erstmals im Dezember 1993 wegen einer seit drei Jahren bekannten HIV-Infektion.

"Ich bin von klein auf immer länger und häufiger als andere krank gewesen, auch wenn meine Eltern weggingen wurde ich krank. Ich war immer sehr still, folgsam und ruhig. Ich hätte gern einmals was Wildes gemacht...

Mein Vater war immer überfürsorglich, hat uns Kinder unter einen Glassturz gestellt und mir alles abgenommen, dabei wollte ich es gern alleine schaffen ...

Nach der Matura fühlte ich mich zum ersten Mal frei und dann das (die HIV-Infektion) - wie eine Strafe ....

Essen war immer sehr wichtig, ich wollte immer schlank sein, bin sehr streng mit mir. (bulimieartige Eßstörungen) Meine Hauptenergie dreht sich darum was ich essen soll, ich will deshalb nicht so oft weggehen, weil ich dann nicht genau das essen kann, was ich meine essen zu sollen. Ich glaube, daß ich mich nicht wirklich meiner Realität (der HIV-Infektion) stellen will und statt dessen mit dem Essen beschäftige.

Mit 18 hatte ich Panikattacken beim Einschlafen. Habe Gestalten gesehen, Fledermäuse, Monster. Habe oft vom Ertrinken geträumt und bin mit Atemnot aufgewacht.... .

Träume auch vom Verfolgt werden.

Ich erlege mir viele Ordnungen auf, es gibt mir Sicherheit, das Leben dadurch im Griff zu haben, wenn meine Ordnungen nicht eingehalten werden können, werde ich unruhig und überdreht.

Oft wache ich zwischen 3 und 4 morgens auf.

Während nahezu drei Behandlungsjahren wurden Sibilles Blutwerte nach und nach schlechter. Besonders nach zwei Südamerikaaufenthalten. Diese beiden Reisen hatte sie als Ausbruchversuche unternommen ("endlich frei zu sein"). Die Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes erlebte sie wieder als Strafe dafür, daß sie wieder einmal getan hatte, was ihr Spaß machte.

Allopathische Therapie lehnte sie ab. Aus sozialen Kontakten zog sie sich mehr und mehr zurück, konnte auch in ihrer Wohnung nicht gut alleine sein und kehrte daher mit sehr ambivalenten Gefühlen in ihr Elternhaus zurück, wo sie sich zwar geschützt aber auch gefangen fühlte.

"Zuerst hat mein Vater mein Leben verhindert, jetzt die HIV-Infektion. Es macht mich sehr wütend und traurig, daß ich nie wirklich gelebt habe".

Erstaunlich ist, daß nur der Vater, und nicht wenigstens auch der junge Mann, der sie mit HIV infiziert hat, Ziel ihres Zorns ist. An jenem jungen Mann bewundert sie nach wie vor "daß er sich um nichts geschert hat"

Im Oktober 1996 entscheidet sie sich doch - wenn auch halbherzig - für allopathische

Behandlung. Sehr rasch bessern sich die Blutbefunde, nicht jedoch ihr psychisches Befinden: sie fühlt sich depressiv, außerstande zu arbeiten, da sie keinerlei Lust und Motivation dazu hat, sie isoliert sich bei ihren Eltern und haßt diese dafür; die Eßproblematik steht sehr im Vordergrund.

Am 4. 12. 1996 erhält sie BOA CONSTRICTOR C12 zur täglichen Einnahme für ein Monat:

Unter dem Eindruck der Arzneimittelprüfungen von BOA drängen sich mir die Ähnlichkeiten auf:

- der überstülpende, erstickende (verschlingende) Vater

- der Konflikt zwischen "Bravsein" und Freisein ("was Wildes tun")

- die Angst vor dem Verlassenwerden als allgemeines Schlangenthema

- die Fixierung aufs Essen

- Verfolgungs- Erstickungsträume (allgemeines Schlangenthema)

- sich der Realität nicht stellen, sondern mit Essengeschichten vertrödeln, verzetteln

- Kälteempfindlichkeit

nach 5 Tagen träumt sie:

"ich fahre mit dem Auto und drehe an einer Stelle um, wo ich nicht dürfte; die Polizei kommt mir nach, hält mich aber nicht auf - fährt hinter mir her, fast beschützend".

eine Wende auf dem Lebensweg; die Polizei (das Immunsystem) hemmt nicht, bedroht nicht, sondern fährt gleichsam mit - fast beschützend.

"Ich hatte einen Stachel in der rechten Ferse und ein Polizist oder ich selber habe ihn herausgezogen".

Ernst Aeppli schreibt in " Der Traum und seine Deutung": "erstaunlich häufig kommt der Schlangenbiß in die Ferse vor..."

Der Stachel im Fleisch, der den Gang (durchs Leben) behindert, wird von ihr selbst oder von ihrem (inneren) Polizisten (Immunsystem, das seine Kompetenz wiedergewonnen hat) entfernt.

Bei einer Kontrolle am 16.4.1997 sagt sie:

"Es ist mir psychisch langsam immer besser gegangen. Ich habe wieder Freude an meiner Arbeit. Ich gehe auch wieder aus mit Freunden und bin nicht mehr so viel zu Hause. Ich bin auch wieder in meine eigene Wohnung gezogen und habe nicht mehr soviel Kontakt mit meinen Eltern, das tut mir gut.

Mein Essensproblem ist sehr viel besser. Ab und zu, wenn ich merke, daß ich mich wieder darauf fixiere, nehme ich ein paar Kügelchen Arznei, und dann geht es schnell vorbei.

Kein Zweifel, daß die allopathische HIV-Behandlung viel Gutes bewirkt hat; ich wage nicht zu behaupten, Boa alleine hätte das vermocht. Ohne Boa aber hätte sich kaum im Psychischen tiefgreifende Wandlung ergeben, die tatsächlich zu viel mehr Freiheit und Unabhängigkeit (von allzu starren, "braven" Lebensregeln, von Eltern ) geführt hat.

Kontrolle vom 3.3.98:

"ich habe mit der täglichen Einnahme von Boa im Mai oder Juni aufgehört, weil ich mich so wohl fühlte und sehen wollte, wie es ohne gehe. Den Sommer über ging es sehr gut, ich war sehr energiegeladen. Ab Herbst hatte ich häufig Infekte, fast alle zwei Wochen, und ich begann, mich schlaffer zu fühlen. Komischerweise kam ich gar nicht auf die Idee, Boa wieder zu nehmen.

Im Februar merkte ich, daß ich wieder begann, mich nur mehr mit mir selbst und mit dem Essen zu beschäftigen, das ist bei mir immer ein Alarmzeichen. Da nahm ich dann die Boa-globuli wieder - täglich 5 .

Seither geht es mir wieder blendend, meine Energie ist zurückgekehrt.

Ich hatte auch andere Träume; bis zur Wiedereinname von Boa hatte ich zuletzt dauernd sehr hektische Träume, mit viel Unruhe, dann träumte ich:

Ich gehe mit einer Gruppe von Leuten durch Schneefelder und komme vom Weg ab, verliere die Gruppe aus den Augen. Ich kämpfe mich allein durch, zunächst fühle ich mich etwas verloren aber dann sehr befreit. Auch nach dem Aufwachen hielt das befreite Gefühl an.

Oft täume ich jetzt auch von Verfolgung, Szenen in denen ich normalerweise Angst haben würde, dunkle Hauseingänge, Höhlen, aber ich habe keine Angst, sondern verteidige mich und auch danach fühle ich mich immer sehr befreit.

Die Beschäftigung mit dem Essen hat sofort nach Beginn der Einnahme von Boa wieder aufgehört. Zu Hause habe ich rigoros umgebaut. Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben., ich hatte den Drang zu entrümpeln. In Zeiten der Unzufriedenheit hatte ich so viel angehäuft. Die Hälfte meiner Kleider habe ich verschenkt. Das Leermachen tut gut. Ich habe das Verlangen zu ordnen.

Meine Blutwerte sind sehr gut.

Im Freundeskreis habe ich viele männliche Freunde. Eine Beziehung habe ich nicht, es geht mir aber auch nicht wirklich ab.Manchmal habe ich erotische Träume.

Ich denke, es liegt daran, daß ich noch nicht bereit bin, jemandem von meiner Diagnose zu erzählen."

 

Zusammenfassung.

Eine auf die eben geschilderte erste Erfahrung mit Boa und auf die vorliegende Arzneiprüfung gestützte Zusammenfassung der wesentlichsten Elemente eines Arzneibildes könnte folgendermaßen aussehen:

Ein Elternhaus, das geprägt ist von Unsicherheit gegenüber einer Welt voll von Gefahren, könnte sehr enge Vorstellungen davon vermitteln, was gut, richtig und "brav" ist, was zu tun und was zu meiden ist.

Ein Kind dieses Elternhauses könnte es schwerhaben, die Loslösung von Zuhause zu vollziehen. Es könnten ihm Mut und Vertrauen fehlen, in der Welt da draußen zu bestehen.

Vielleicht reagiert es mit

ABNEIGUNG; DIE PFLICHTEN ZU ERFÜLLEN, VERTRÖDELN; VERZETTELN; VERSCHLAFEN; VERWECHSELN; VERGESSEN

einem unökonomischen Umgang mit den eigenen Ressourcen - vielleicht aus Angst

sich potentiell schwierigen Situationen zu stellen.

Dennoch drängt der erwachsende Teil des Kindes/des Jugendlichen nach Autonomie, nach dem eigenen Weg, nach den Verlockungen außerhalb des elterlichen Gartenzauns. Je weniger dies gelebt wird, je mehr Verwöhnung Söhne und Töchter von Zuhause erfahre, desto schwieriger ist einerseits die Ablösung ,desto größer ist aber auch die GIER, ANGST ZU KURZ ZU KOMMEN, weil ein Für- sich -selber-Sorgen ungewohnt und überfordernd scheint.

SCHOKOLADE als dunkelsüße Verheißung, (Bulimiesymptome)

Die Farbe WEISS, das Reine, das Richtige, das Brave, stellt sich in Gegensatz zum ANDERSFARBIGEN, zum Falschen, Verruchten, Wilden, Schmutzigen;

Als Andersfarbig(angezogen)er läuft man Gefahr, nicht dazuzugehören.

ZUGEHÖRIGKEIT und ANERKENNUNG scheinen wichtige Themen zu sein.

Das Dunkle wird als Schatten möglicherweise abgespalten und Spiritualität wird in abgespaltener Form gesucht und gelebt.

(Träume vom Spalt zwischen "transzendenter Verklärtheit" / "Esoterik" un d Diesseitigkeit, (F), (D))

Die Beziehungen eines so geprägten Erwachsenen werden möglicherweise zwischen symbiotischer Bindung und Kampf um Eigenständigkeit konflikthaft verlaufen. Die Scheu, das (verinnerlichte) Elternhaus zu verlassen und selb-ständig zu sein, könnte sich auch als große Angst verlassen zu werden, zeigen; wenn ich nicht auf meinen eigenen Beinen stehe, brauche ich den anderen als Stütze.(wie ein Kind die Mutter).

Das allgemeine Schlangenthema "Angst vor dem Verlassenwerden" darf also auch bei Boa constrictror als wesentliches Element angenommen werden.