Jörg Wichmann

 

Die andere Wirklichkeit der Homöopathie

Heilweise zwischen Alchimie, Schamanismus und Wissenschaft

 

Im Buchhandel nur noch antiquarisch erhältlich.

Kartoniert, ca. 192 Seiten, 13 x 21 cm

ISBN 3-89060-459-5

 

Das Buch ist 2002 erschienen und seit 2012 vergriffen und kann nur noch über öffentliche Bibliotheken oder antiquarisch besorgt werden. In Kürze erscheint jedoch eine komplett überarbeitete und erweiterte Neuauflage unter dem Titel "Der Weg der Homöopathie" im Fagus Verlag.

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Immer mehr Menschen entdecken die Homöopathie als wirkungsvolle Heilweise, aber die Frage, wie und warum sie wirkt, ist bisher unbeantwortet geblieben. Jörg Wichmann, seit Jahren praktizierender Homöopath, hat sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt und eine Antwort gefunden: eine Antwort, die unser wissenschaftliches Weltbild sprengt.

Auch wenn der Autor das naturwissenschaftliche Denken für »das spannendste Unternehmen des Abendlandes und seinen größten Beitrag zur Entwicklung des menschlichen Geistes« hält, weist er doch seinen Anspruch zurück, alle anderen Sichtweisen der Welt zu dominieren. Der Weg zu einem Verständnis der Homöopathie und des Heilens überhaupt führt ihn weit zurück zur Alchimie und sogar zum Schamanismus, der Heilkunst naturnaher Völker. Er macht deutlich, daß die Herstellung homöopathischer Arzneimittel ein alchimistischer Vorgang ist und daß und die Arbeit des Homöopathen der Heilkunst des Schamanen am ähnlichsten ist.

Das Buch verfolgt zwei Ziele: Es möchte einen begehbaren Weg zur Homöopathie zeigen, indem sie in den größeren Zusammenhang gebettet wird, in welchen sie gehört. Und es möchte Interessierten, PatientInnen und BehandlerInnen ermöglichen, mehr Klarheit über verschiedene Therapieformen zu finden, um bewußter den eigenen Weg in Krankheit und Gesundheit zu wählen. Ziel dieses Buches ist es nicht, eine bestimmte oder gar neue Art der Homöopathie darzustellen oder zu entwickeln. Es geht darum, die klassische Homöopathie besser zu verstehen und als Teil eines größeren geistigen Umfeldes zu begreifen. Die mechanistische Epoche des Abendlandes hat der Homöopathie - wie auch etlichen anderen ganzheitlichen Wissenschaften - eine Engführung aufgezwungen, die eine Reihe wesentlicher Möglichkeiten dieser Disziplinen verkümmern ließ. Jetzt wird es Zeit, sich die vollen Möglichkeiten ganzheitlicher Verfahren und Weltbilder klarzumachen und mit ihrer Wiederbelebung und Umsetzung zu beginnen - zum Wohle unzähliger »kranker« und »gesunder« Individuen wie auch der kulturellen Gesamtentwicklung.

 

Inhalt der erweiterten Neuausgabe "Der Weg der Homöopathie"

Einleitung

Wege der homöopathischen Heilung

Arzneimittel und Ähnlichkeit – das Simileprinzip

Dynamis und Potenzierung

Krankheit und Wahrnehmung

Der Heilungsverlauf

Arzneimittelprüfungen

Gesundheit, Krankheit und Symptome

Dynamis - die Lebenskraft

 

Eine andere Wirklichkeit

Die Weltsicht der Antike

Die Alchemie

Mikro- und Makrokosmos

Eine andere Wirklichkeit II

Homöopathie und ihre geistigen Wurzeln in der Hermetik

Naturwissenschaft und Homöopathie

 

Medizinmänner und –frauen von heute

Geister und Arzneimittel

"Was fehlt uns denn?" – Heilung durch Anteilnahme

Schamanische Aspekte der Homöopathie

Homöopathie und der spirituelle Weg

 

Selbstbewußt anders

Eine Frage der Toleranz

Eine Frage der Ethik

Die Homöopathie und ihre Gegner, die "Skeptiker"

Das Ende des mechanistischen Weltbildes

Gesundheitspolitik gegen die Menschenrechte

Eine andere Medizin der Zukunft

Homöopathie im Kontext der globalen Krise

 

Glossar homöopathischer Fachbegriffe (hier klicken, um die Seite direkt zu sehen)

 

 

Einleitung

In der Krise des modernen Gesundheitswesens suchen immer mehr Menschen nach anderen, nach alternativen und für sie persönlich angemessenen Wegen der Heilung. Anliegen vieler ist dabei zunächst, eine sanftere Heilmethode für sich zu finden, deren mögliche Nebenwirkungen nicht gefährlicher sind als die zu heilende Erkrankung. Anderen geht es darum, im Heilungsprozeß die Verantwortung für sich, ihre Gesundheit und ihr Leben nicht vollständig abgeben zu müssen. Sie wollen nicht nur Symptome beseitigt oder Organe kuriert haben, sondern auch einem so schweren Lebensabschnitt wie einer Krankheit einen Sinn abgewinnen und daran innerlich reifen.

Zahlreiche ganzheitliche Heilweisen aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen bemühen sich heute, diesem Anliegen gerecht zu werden. Sie alle haben neben den offensichtlichen Unterschieden vieles gemeinsam, was für ein umfassendes Verständnis der heutigen medizinischen Entwicklung wichtig ist. Das vorliegende Buch stellt auf neue Art einen Weg dar, der sich auf die eigenen inneren Heilungskräfte des Menschen stützt und diese fördert: die klassische Homöopathie, seit zweihundert Jahren die bedeutendste Alternative zur vorherrschenden mechanistischen Medizin.

Die Homöopathie ist zugleich bekannt und unbekannt. Viele Menschen sind über eigene Leiden oder die Krankheiten ihrer Kinder damit in Berührung gekommen. Sie haben die Homöopathie in der Praxis kennengelernt und wissen, daß es eine wirksame Methode ist. Fast alle sind aber darauf gestoßen, daß ihnen niemand erklären kann, warum und wie die Homöopathie wirkt. Es gibt die vielen positiven Erfahrungen; aber dahinter bleibt das große Fragezeichen, worauf denn die Erfolge beruhen. – Placebo sagen manche, Einbildung oder Scharlatanerie andere, und manche wollen nicht näher bestimmbare Schwingungen oder Energien als Wirkfaktoren herbeiziehen.

Die homöopathische Wirkung so erklären zu wollen, wie man sich allgemein die Wirkung eines Medikamentes vorstellt, führt aber nicht zu einem wirklichen Verständnis. Außerdem verhindert die falsche Blickrichtung auf das Wesen der homöopathischen Heilung oftmals, das ganze Potential dieser Methode auszuschöpfen. Es reicht nicht, die Homöopathie bloß als eine praktische Methode wahrzunehmen. Eine Heilmethode und die ihr zugrundeliegenden Gesetze können nur dann ernst genommen werden, wenn sie in ein Weltbild passen, das nach den gleichen Gesetzen funktioniert. Die Homöopathie fordert ihren PatientInnen und der Öffentlichkeit heute ab zu akzeptieren, daß die Wirkungsweise der Homöopathie außerhalb der allgemein angenommenen Wirklichkeit liege, ohne ein alternatives Weltbild angeben zu können, in dessen Rahmen sie paßt. Die erfahrbare Tatsache, daß die homöopathische Behandlung wirkt und heilt, überzeugt viele. Doch bleibt ein Unbehagen, sich auf ein System einzulassen, das allen alltäglichen Annahmen über unsere Welt widerspricht oder zumindest keine klare Auskunft über diese Zusammenhänge geben kann.

Deshalb werden viele mehr oder auch weniger wissenschaftliche Scheinerklärungen zusammengebastelt, die dann auch seitens der etablierten Wissenschaft immer wieder zurückgewiesen werden. Alle Versuche, sich an die derzeitige Schulwissenschaft anzulehnen, werden scheitern müssen, weil diese nicht die passende Weltanschauung ist. Vielmehr steht hinter der Homöopathie ein für viele zunächst sehr ungewohntes Weltbild. Die Homöopathie ist Teil einer alten europäischen Geistestradition, die sich vom mechanistischen Denken der modernen Naturwissenschaften grundlegend unterscheidet. Nur aus dem Gedanken- und Erfahrungsschatz der Hermetik und Alchimie, ja hinüberreichend bis in die Welt des Schamanismus, ergeben die Gesetze und Vorgehensweisen der Homöopathie einen erkennbaren Sinn. Haben wir das Wesen dieser alten Überlieferungen, dieses die ganze Menschheit verbindenden Wissensschatzes einmal verstanden, lösen sich auch die Rätsel der Homöopathie auf einfache Weise.

Vieles, was hier für die Homöopathie gesagt wird, gilt sinngemäß auch für andere ganzheitliche Heilverfahren. Die ganzheitlichen Heilweisen sind weder Überbleibsel aus einer "vorwissenschaftlichen" Epoche, deren halbverstandenes Erfahrungsgut noch wissenschaftlich aufgearbeitet werden muß; noch sind es Formen einer "Komplementär"medizin, die die eigentliche und hauptsächliche Medizin ergänzen können, wo es sich um weniger problematische Leiden handelt. Vielmehr handelt es sich um vollständige und eigenständige Wissensbereiche und Methoden, mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen, die für die Heilung im Prinzip aller menschlichen Leiden eingesetzt werden können.

Sie sind damit nicht nur als Methoden zur Behandlung von Krankheiten eine Alternative, sondern sie stehen auf dem Boden eines Weltbildes, das in den heutigen Krisen wegweisend sein kann. In dieser Kombination von Eigenschaften liegt die Herausforderung und die große Chance dieses Heilsystems, von dem viele bislang nur einen kleinen Aspekt kennengelernt haben.

Indem wir die Heilweise der klassischen Homöopathie mit dem schamanischen Heilen in Verbindung bringen und die Zubereitung ihrer Heilmittel als ein alchimistisches Vorgehen sehen, ist es möglich, diese bislang unbefriedigend erklärte Heilmethode vollständig und tiefgründig zu begreifen. In diesem Verständnis kann sie sowohl von TherapeutInnen als auch von PatientInnen als ein faszinierender gemeinsamer Weg beschritten werden, Zugang zu den eigenen Heilkräften zu finden, Heilung in der vertieften Begegnung zwischen Menschen und zwischen Mensch und Welt zu finden und dadurch ein erweitertes Verhältnis zu sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt zu gewinnen.

Damit verabschiedet sich die Homöopathie aus dem oft peinlichen Ringen um die sogenannte wissenschaftliche Anerkennung und die Einordnung in ein Weltbild, welches nicht zu den ganzheitlichen Heilverfahren paßt. Tatsächlich ist es innerhalb der schulwissenschaftlichen Bedingungen bisher nur ansatzweise gelungen, das Vorhandensein homöopathischer Wirkungen nachzuweisen; und es gibt gute wissenschaftstheoretische Gründe dafür, daß dies nie befriedigend möglich sein wird. Es ist jedoch ein gedanklicher Kurzschluß, daß etwas, das sich schulwissenschaftlich nicht erklären läßt, generell nicht erklärbar sei. Die Homöopathie ist gut erklärbar und verstehbar, aber eben nicht im Rahmen der heutigen mechanistischen Naturwissenschaft. Mit dem vorliegenden Buch möchte ich den Versuch machen, den geistigen Hintergrund dieser Heilweise zu beleuchten und die Wirkung homöopathischer Medizin in diesem zu ihr passenden Zusammenhang verständlich zu erklären.

Die Homöopathie wurde vor gut zweihundert Jahren geboren, als auch die modernen Naturwissenschaften in ihrer frühen Entwicklung waren; und eine Medizin ähnlich unserer heutigen war noch nicht in Sicht. Mit seinem neuen System griff ihr Begründer, Samuel Hahnemann, zwar auf die alten Geistestraditionen des Abendlandes zurück, aber er war schon ein Kind der Aufklärung und versuchte seine Entdeckung in den neuen Begriffen zu formulieren. Er hegte sogar die Vorstellung, mit Hilfe der Homöopathie könne die Medizin einmal so exakt und vorhersagbar werden wie die Mathematik. Diese Vorstellungen Hahnemanns lassen sich aus seiner Zeit heraus gut verstehen, denn mathematische Vorstellungen, Rationalität und Meßbarkeit waren das intellektuelle Programm dieser Epoche. Doch helfen sie uns heute nicht mehr weiter, den Menschen, die Medizin oder die Homöopathie zu verstehen. Wir wissen heute unendlich viel mehr über die Möglichkeiten und Grenzen der modernen Wissenschaft, als Hahnemann es konnte. Und wir können heute erkennen, daß die Homöopathie viel besser auf der Grundlage desjenigen Weltbildes zu verstehen ist, das in Europa und der ganzen Welt vor der Zeit des Materialismus vorgeherrscht hat und mit dem die Menschheit schon immer die Welt und ihr eigenes Dasein, ihr Leben und Sterben, ihr Glück und ihr Leiden zu begreifen versucht hat.

Dieser Weg zu einem klareren Verständnis der Homöopathie und des Heilens überhaupt wird uns weit zurückführen über die Alchimie bis zum Schamanismus unserer sehr frühen Vorfahren, zu den Heilweisen der Naturvölker und den esoterischen Ansätzen, das Wesen des Menschen zu verstehen. Es wird deutlich werden, daß die Herstellung homöopathischer Arzneimittel ein alchimistischer Vorgang ist, und daß der homöopathische Umgang mit dem Heilen dem Schamanismus am ähnlichsten ist. Damit ist die Homöopathie der schulwissenschaftlichen Medizin ganz wesensfremd und läßt sich von ihr her weder verstehen, noch beurteilen. Sie widerspricht ihr nicht, sondern verfügt über ein eigenes Weltbild und eigene wissenschaftliche Methoden, die in sich gesetzmäßig und schlüssig sind.

Umgekehrt könnte man aus der Sicht eines ganzheitlichen spirituellen Weltbildes fragen, welches eine dazu passende Medizin sein könnte? Da kommen unter den in Europa entwickelten Formen der Medizin hauptsächlich in Frage: die Homöopathie als umfassendstes System, die immer wichtiger werdende Osteopathie, die anthroposophische Medizin, die recht junge Steinheilkunde, die Bach-Blüten, die Geistheilung. Viele der heute sogenannten "alternativen Therapieformen" stellen zwar sanftere Alternativen zur Schulmedizin dar, beruhen jedoch im wesentlichen auf dem gleichen Weltbild wie diese: die Pflanzenheilkunde, die manuellen und chiropraktischen Methoden, die Formen der Energiemedizin wie Bioresonanz oder Elektroakupunktur, die meisten Psychotherapien. Sie alle gehen wie die Schulmedizin von einer Spaltung zwischen Seele und Körper aus und glauben, daß man mit therapeutischen Maßnahmen einen kausalen (ursächlichen) Einfluß auf das System von Körper und Seele nimmt.

Zum Schluß werden wir in unserer Betrachtung der Wege und Möglichkeiten ganzheitlichen Heilwerdens darauf stoßen, in welchem Ausmaß diese Art der Heilung in unserem Staat behindert wird. In einer freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft sollte es selbstverständlich sein, daß wir BürgerInnen in der Wahl unserer Lebensweise und unserer Heilverfahren nicht ideologisch bevormundet oder festgelegt werden. In der Medizin ist das jedoch in erheblichem Maße der Fall. Indem wir uns bewußt machen, welchen Weg wir in Gesundheit und im Kranksein gehen wollen und worin sich die angebotenen Wege unterscheiden, können wir die Kraft gewinnen, uns für eine größere Wahlfreiheit einzusetzen.

Es gibt verschiedene Wege der Erkenntnis und der Wissenschaft, die ihre jeweiligen Vor- und Nachteile haben, und verschiedene Wege, wie wir unser Leben führen können. Ich möchte einen Beitrag leisten zu einem partnerschaftlichen Neben- und Miteinander unterschiedlicher Weltsichten und Lebensstile. Auch wenn für mich das moderne naturwissenschaftliche Denken das spannendste Unternehmen des Abendlandes und sein größter Beitrag zur Entwicklung des menschlichen Geistes ist, weise ich doch seinen Anspruch zurück, alle anderen Sichtweisen der Welt zu dominieren. Eine echte Zusammenarbeit zwischen VertreterInnen verschiedener medizinischer Verfahren und Ansätze wird nur dann möglich sein, wenn ein Verständnis für die jeweiligen Besonderheiten und Unterschiede vorhanden ist und diese wechselseitig geachtet werden. Zu einem solchen fruchtbaren Zusammenwirken zwischen unterschiedlichen Formen der Wissenschaft und der Medizin möchte dieses Buch beitragen.

Das Buch verfolgt demnach zwei Ziele: Es möchte einen begehbaren Weg zur Homöopathie zeigen, indem sie in den größeren Zusammenhang gebettet wird, in welchen sie gehört. Und es möchte Interessierten, PatientInnen und BehandlerInnen ermöglichen, mehr Klarheit über verschiedene Therapieformen zu finden, um bewußter den eigenen Weg in Krankheit und Gesundheit zu wählen.

Ziel dieses Buches ist es nicht, eine bestimmte oder gar neue Art der Homöopathie darzustellen oder zu entwickeln. Es geht darum, die klassische Homöopathie besser zu verstehen und als Teil eines größeren geistigen Umfeldes zu begreifen. Aus diesem besseren Verständnis werden sich einige Aspekte der Homöopathie zeigen, die noch unterentwickelt sind oder in ihrer Bedeutung für den Gesamtzusammenhang dieser ganzheitlichen Wissenschaft nicht richtig wertgeschätzt wurden. Die mechanistische Epoche des Abendlandes hat der Homöopathie – wie auch etlichen anderen ganzheitlichen Wissenschaften – eine methodische Engführung aufgezwungen, die eine Reihe wesentlicher Möglichkeiten dieser Disziplinen verkümmern ließ. Da sich nun in vieler Hinsicht ein Ende dieser Epoche abzeichnet, wird es Zeit, sich die vollen Möglichkeiten ganzheitlicher Verfahren und Weltbilder klarzumachen und mit ihrer Wiederbelebung und Umsetzung zu beginnen – zum Wohle unzähliger "kranker" und "gesunder" Individuen wie auch der kulturellen Gesamtentwicklung.